01/26/2022

Die Studie wurde in Zusammenarbeit mit EthicsGrade erstellt. Sie analysiert die Praktiken der 48 grössten an der Schweizer Börse kotierten Unternehmen (SMI Expanded). Die Ergebnisse zeigen, dass die Unternehmen in Bezug auf ihre digitalen Praktiken noch wenig transparent sind und ihre Vorbereitung auf künftige Herausforderungen, zum Beispiel im Bereich künstliche Intelligenz und Ethik, noch in den Anfängen steckt. Ethos und EthicsGrade haben bereits eine Aktualisierung der Studie für 2022 und 2023 geplant. 

Am Mittwoch veröffentlicht Ethos eine erste Studie über die digitale Verantwortung von in der Schweiz kotierten Unternehmen. Die Studie wurde in Zusammenarbeit mit EthicsGrade erstellt, einer Firma mit Sitz in Grossbritannien, die auf die Bewertung (Ratings) der digitalen Verantwortung von Unternehmen spezialisiert ist. Ziel der Studie ist es, den Grad der Vorbereitung der grössten Schweizer Unternehmen auf die Herausforderungen der zunehmenden Digitalisierung der Wirtschaft zu ermitteln. 

«Im Dezember 2020 veröffentlichten wir ein Engagement Paper, in welchem wir die Best Practice auf dem Gebiet digitale Verantwortung erfassten. Dazu erstellten wir eine Liste mit sieben Erwartungen gegenüber kotierten Unternehmen, mit denen wir einen ständigen Dialog zu ESG-Themen führen», sagt Vincent Kaufmann, Direktor von Ethos. «Nachdem wir diesen Bericht den Führungsinstanzen der 48 Unternehmen im SMI Expanded zugestellt hatten, wollten wir ihre bestehenden Praktiken bewerten, um mögliche Lücken feststellen und bei unseren Dialogaktivitäten bestimmte Aspekte hervorheben zu können.»

Zur Erstellung der Studie wurde den anvisierten Unternehmen ein Fragebogen geschickt, der in sieben Kapitel – zu den Themen Governance, Transparenz, Datenschutz, künstliche Intelligenz, sensible Aktivitäten, Auswirkungen auf die Gesellschaft und Einfluss auf die Umwelt – aufgeteilt war. Gleichzeitig nahmen die Analysten von EthicsGrade sämtliche Dokumente und öffentlich zugänglichen Informationen über diese Unternehmen unter die Lupe und füllten ihrerseits den Fragebogen aus. Aufgrund der gesammelten Antworten konnte jedem Unternehmen für jedes Kapitel eine Endbewertung zugeteilt werden.

Dürftige Resultate 

Die Ergebnisse sprechen für sich: die durchschnittlich erreichte Punktzahl stagniert bei 10,5 von maximal 100 Punkten, wobei nur vier Unternehmen mehr als 20 Punkte erreichen. Die Versicherungsbranche scheint am weitesten fortgeschritten zu sein, mit einem Durchschnitt von 17,3 Punkten. Dagegen bleiben der Banken- und der Gesundheitssektor, die von den Fragen im Zusammenhang mit der digitalen Verantwortung ebenfalls besonders betroffen sind, mit Durchschnittsresultaten von 10,3 beziehungsweise 11,1 Punkten zurück. 

Ein weiteres Fazit der Studie: nur zwölf Unternehmen haben den Fragebogen beantwortet. Dabei konnten sie zumeist das Vorhandensein bestimmter, nicht öffentlich zugänglicher Praktiken und Richtlinien geltend machen und so ihre Gesamtpunktzahl verbessern. Es erstaunt deshalb nicht, dass fünf der sieben Unternehmen mit den besten Bewertungen zu denjenigen gehörten, die den Fragebogen beantworteten. Bei den zwölf Unternehmen, die an der Umfrage teilnahmen, lag der Durchschnittswert bei 15,4 Punkten gegenüber bloss 8,9 Punkten für die übrigen 36 Unternehmen. 

Das gesamthaft gesehen schwache Niveau kann daher zum Teil mit der fehlenden Transparenz der Unternehmen auf dem Gebiet der digitalen Verantwortung erklärt werden. Nur drei der Unternehmen weisen eindeutig darauf hin, ethische Grundsätze zum Einsatz von künstlicher Intelligenz eingeführt zu haben. Und nur fünf bestätigen das Vorhandensein eines ethischen Rahmens für die Datenverarbeitung. Ferner geben bloss drei Unternehmen an, die Auswirkungen, die der digitale Wandel auf die Belegschaft haben könnte, schon analysiert zu haben und darüber zu kommunizieren. Und nur fünf Unternehmen bestätigen, dass die Rezyklierfähigkeit ihres IT-Materials zu den Auswahlkriterien beim Einkauf gehört.

Ein Anfang digitaler Verantwortung 

Laut EthicsGrade schneiden die Schweizer Unternehmen jedoch weder besser noch schlechter ab als ausländische Firmen. «Obwohl unsere Studie zeigt, dass die grossen Schweizer Unternehmen noch in den Anfängen einer echten digitalen Verantwortung stecken, konnten wir auch Beispiele von Best Practice für praktisch jeden Punkt unseres Fragebogens feststellen», betont Charles Radclyffe, CEO von EthicsGrade. «Das ist ermutigend und wir hoffen, dass in Zukunft eine Konsolidierung dieser Best Practice stattfindet und sich echte Leader profilieren, die den übrigen Unternehmen mit gutem Beispiel vorangehen können.»

Für Ethos ist die digitale Verantwortung von Unternehmen derzeit eines der aktuellen und für die Zukunft entscheidenden Themen auf dem Gebiet der nachhaltigen Anlagen. Ethos wird deshalb den Dialog mit den Unternehmen weiterführen und intensivieren, um sie noch stärker für die Herausforderungen im Zusammenhang mit der Digitalisierung der Wirtschaft zu sensibilisieren. Die Aktionäre spielen eine entscheidende Rolle, indem sie die Unternehmen, deren Miteigentümer sie sind, zum Handeln bewegen, etwa um private Daten besser zu schützen, um sicherzustellen, dass künstliche Intelligenz auf verantwortungsvolle Weise eingesetzt wird, oder um die gesellschaftlichen oder ökologischen Auswirkungen ihrer Technologien, oder allgemein des Einsatzes von Technologie, zu verringern. 

Ethos-Studie über die digitale Verantwortung der Unternehmen 2021

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